Am 21. April 2025 ist Walter Frankenstein im Alter von 100 Jahren in seiner Wahlheimat Schweden verstorben.
Walter Frankenstein wurde 1924 in Flatow (heute: Złotów) als Sohn jüdischer Eltern geboren. Er kam 1936 nach Berlin und lebte zunächst im Auerbach’schen Waisenhaus, einem Zufluchtsort für jüdische Kinder. Dort lernte er 1941 Leonie Rosner kennen, die er im Folgejahr heiratete. Um der Deportation zu entgehen, tauchte das Ehepaar zusammen mit dem sechs Wochen alten Sohn unter und versteckte sich in Berlin bei Freunden, in ausgebombten Häusern und zeitweise auf einem Bauernhof im Umland von Berlin. Noch im Untergrund wurde der zweite Sohn geboren: Beide Kinder waren bei Kriegsende die jüngsten von insgesamt 25 deutsch-jüdischen Kindern, die in Berlin überlebt hatten. Nach dem Krieg wanderte die Familie aus, erst nach Palästina, schließlich zog sie nach Schweden.
Über seine Erinnerungen sprach Walter Frankenstein bei zahlreichen Zeitzeugengesprächen in Schulen und bei Gedenkveranstaltungen im In- und Ausland. Selbst im hohen Alter reiste er noch durch die Bundesrepublik, um in Vorträgen und Zeitzeugengesprächen gegen Antisemitismus, Hass und Intoleranz einzutreten. Für dieses Engagement wurde ihm 2014 das Bundesverdienstkreuz verliehen. Gemeinsam mit Esther Bejarano und Margot Friedländer erhielt Walter Frankenstein im Jahr 2018 den Preis der Deutschen Gesellschaft e. V. für Verdienste um die deutsche und europäische Verständigung, der all jene Zeitzeugen würdigen sollte, die sich für die Erinnerung an die menschenverachtende Diktatur des Nationalsozialismus eingesetzt haben.
24.04.2025